Was bedeutet Schröpfen?

 

Wenn man vom Schröpfen redet, sehen viele einen Rücken vor sich, auf dem mehrere Gläser festgepumpt sind, die Haut darunter ist angehoben und stark gerötet. Das ist die klassische Saugglockenmassage. Diese Art der Massage ist eine Therapie, keine Entspannungs- oder Wellnessmethode und gehört ausschließlich in fachliche Hände.

Wenn wir Beauties von Schröpfen reden, meinen wir meist die so genannte Schröpfkopfmassage. Dabei wird die Haut stark eingeölt und ein Glas mit Pumpe aufgesetzt. Es wird ein Vakuum erzeugt und man gleitet mit dem Glas über die zu behandelnden Stellen. Schlicht gesagt, handelt es sich dabei um eine durchblutungsfördernde Unterdruckmassage.

Wer darf nicht schröpfen?

 

Diabetiker und Menschen mit Gerinnungs- oder Wundheilungsstörungen sollten nicht schröpfen, bei Krampfadern sollte man vorher einen Arzt konsultieren. Auch bei Entzündungen, Hautverletzungen und regelmäßiger Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten sollte darauf verzichtet werden. Wer unter Akne leidet, sollte die befallenen Gebiete vom Schröpfen ausnehmen. Bestehende Couperose und / oder Besenreiser wurde bei wenigen Anwenderinnen verstärkt, die meisten konnten aber keine Verschlimmerung feststellen.

Womit kann man schröpfen?

 

Schröpfen kann man mit Schröpf- oder Massagegläsern, sowie mit dem Vaculifter.

links Massage rechts Schröpfglas
links Massage rechts Schröpfglas

Schröpf- oder Massagegläser

 

Am preiswertesten sind Schröpfgläser. Sie bestehen aus einer Saugglocke und einer Gummi-Pumpe. Man bekommt sie in Apotheken, im Internet, sogar bei ebay. Wenn man sich für Gläser entscheidet, muss man darauf achten, dass sie eine sog. Olive haben, damit man den Gummiball aufstecken kann. Man benötigt mindestens ein Glas und einen Gummiball (der passt auf alle Gläser). Das Glas kann zur Reinigung von der Pumpe gelöst und einfach in die Spülmaschine gesteckt werden.

Es stehen bei den Gläsern zwei Arten zur Verfügung: Das Schröpfglas (eigentlich gedacht zur Saugglockenmassage) und das Massageglas. Die Massagegläser sind schlanker und höher. Schröpfgläser gibt es meist in größerer Auswahl, viele berichten aber, dass das Massieren mit den Massagegläsern angenehmer und leichter von der Hand ginge.

 

Der Vaculifter
Der Vaculifter

Vaculifter

 

Wer etwas mehr Geld übrig hat, sollte sich dem Vaculifter  zuwenden. Er funktioniert nach demselben Prinzip, ist aber leichter in der Führung und sieht zugegebenermaßen schicker aus. Er ist sehr leicht und klein und funktioniert rein mechanisch ohne Strom.

Der Vaculifter hat einen Pumpball, einen Vakkumregulierer (der kleine Knopf oberhalb), ein sehr flexibles Gelenk (siehe Detailbild) und eine Saugglocke aus Plexiglas.

Das Gelenk
Das Gelenk

Das Gelenk erlaubt ein zielsicheres Arbeiten, es ist in alle Richtungen beweglich und löst sich auch nicht so schnell, wenn man z. B. vom Gesicht zum Hals wechselt. Man kann also länger ohne Absetzen schröpfen und kommt auch an Stellen, die sonst schwer erreichbar sind. Auch die Vakuumstärke und damit der Druck lässt sich leichter regulieren und damit ist der Vaculifter für das Gesicht und für Anfänger einfach besser geeignet. Reinigen kann man die Glocke sehr gut mit feuchtem Toilettenpapier oder man taucht die Glocke über Nacht in ein Glas mit einer aufgelösten Reinigungstablette für dritte Zähne oder Reinigungslösung für Babyschnuller.

Die Nachteile des Vaculifters liegen klar auf der Hand: Er ist erheblich teurer ( Marktpreis 49,00 Euro ) als die Gläser und man muss für jede Größe einen Vaculifter kaufen, während bei den Gläsern eine Pumpe und mehrere Gläser ausreichen. Der Vorteil ist allerdings, dass das Schröpfen des Gesichtes mit ihm einfacher ist, da der Druck leichter reguliert werden kann. Bei den Gläsern kann der Vakuumeffekt auch nach einem zarten Druck auf den Gummiball gerade für die Augenpartie zu heftig sein. Ein weiterer Vorteil ist, dass es den Vaculifter auch mit einem sehr kleinen Aufsatz (1 cm Durchmesser) gibt, der für den Augenbereich, bei Lippenfältchen und der Nasolabialfalte einfach effektiver ist. Auch muss man bei dem Vaculifter nicht so häufig nachpumpen, die Schröpf- oder Massagegläser „flutschen“ öfter ab und müssen neu angesetzt werden.

Je nach den Stellen, die man bearbeiten will, kann man sich folgende Größen besorgen:

  • Oberlippe, Augenbereich, Zornes- und Nasolabialfalte

Vaculifter Face 2 mit 1 cm (Gläser in der Größe gibt es nicht)

  • Wangen, Stirn, Hals und Dekollete

Glas Größe 1 (2 cm) oder Vaculifter Face 1 mit 2 cm

  • Arme

Glas Größe 3 (4 cm) oder Vaculifter Body 2 mit 3,3

  • Oberschenkel, Po, Bauch (für die Arme zu groß)

Glas Größe 4 (5 cm) oder Vaculifter Body 1 mit 5 cm

Erste Schritte

 

Die Anwendung ist recht einfach, erfordert allerdings etwas Übung. Am besten übt man erst mal auf dem Oberschenkel oder den Armen, damit man ein Gefühl für den Druck bekommt. Egal ob Glas oder Vaculifter: Man setzt das Gerät auf die gut eingeölte Haut und kneift den Ball leicht zusammen. Jetzt „klebt“ die Glocke an der Haut. Man kann den Druck verringern oder erhöhen, indem man noch mal auf den Ball drückt: Je doller man drückt, desto höher wird der Druck. Mit den Gläsern ist das Regulieren etwas kniffelig. Der Vaculifter hat zur Regulierung auch diesen kleinen blauen Knopf, der auch zum Lösen der Glocke verwendet werden kann. Mit dem Vaculifter kann man sehr genau den Druck regulieren. Während man mit dem Vaculifter die Handstellung nicht verändert und das aufgesetzte Teil einfach bewegt, wechselt man beim Glas von der Pumpe zur Glocke: Wenn die Glocke fest sitzt, greift man unten an das Glas und bewegt es massierend hin und her.

Zwei Dinge sind vor dem Schröpfen wichtig: Die Haut sollte gereinigt und gut mit Öl eingerieben werden – lieber zuviel als zuwenig!

Ganz wichtig sind auch folgende Punkte, die beim Schröpfen beachtet werden müssen:

  • Beim Schröpfen generell immer nur auf Muskulatur gehen.
  • Beim Schröpfen nie direkt auf der Wirbelsäule bzw. Knochen generell massieren, sondern immer daneben.
  • Drüsen und Lymphknoten dürfen nicht massiert werden. Sie befinden sich z. B. hinten am Hals direkt unterm Haaransatz, in den Achselhöhlen und in der Leistengegend. Direkt unter dem Unterkiefer schräg unter dem Kieferngelenk ist die Speicheldrüse und am Busen sind ganz empfindliche Drüsen, das Schröpfen könnte hier eine Tumorbildung anregen.
  • Blaue Flecken sind immer ein Zeichen von Verletzungen. Wird der blaue Fleck nicht richtig abgebaut, können sich dort Knoten (Verhärtungen der kleinsten Blutgefäße) bilden. Deshalb das Glas nie länger als fünf Sekunden an einer Stelle unbewegt festgesaugt lassen. Bei der Saugglockenmassage darf es blaue Flecken geben, das ist sogar gewollt, aber nicht bei der Schröpfkopfmassage.
  • Die Haut darf beim Schröpfen (besonders im Gesicht) auf keinen Fall gezerrt werden, sonst wird das Bindegewebe zu sehr strapaziert. Wenn die Haut ziept, wenn es gar wehtut, wurde zu wenig Öl verwendet.

Techniken

 

Sehr wichtig beim Schröpfen, wie auch bei jeder Massage generell, ist die Streichrichtung. Gerade beim Vaculifter sieht man häufig, dass wild im Gesicht damit hin- und hergerubbelt wird. Diese Anwendung ist nicht sehr empfehlenswert.

Am besten lasst ihr euch mal von eurer Kosmetikerin zeigen, welche Massagetechniken sie anwendet und wofür. Manche empfehlen von unten nach oben zu massieren, andere schwören auf den umgekehrten Weg. Generell sollten Abwärtsbewegungen immer mit geringerem Druck als Aufwärtsbewegungen ausgeübt werden, damit die Haut nicht „absackt“ und erschlafft (Hängebäckcheneffekt). Ganz wichtig ist auch, im Augenbereich den geringst möglichen Druck anzuwenden

Schröpfen im Gesicht

Rechts im Bild seht ihr von mir angewandte Technik. Ich schröpfe so, wie ich mich auch eincreme: Strahlenförmig von innen nach außen immer weg von der Gesichtsmitte zum Haaransatz und über den Hals nach unten. Jede Bewegung führe ich dabei mehrfach aus, bis der Bereich leicht gerötet ist, dann höre ich auf.

Eine weitere Möglichkeit, ist die, die Haut von unten nach oben massieren: Vom Kinn ausgehend zu den Kieferknochen und von da aus hoch zu den Schläfen. Ihr seht an dem rechten Bild, dass z. B. die Augenpartie ganz anders behandelt wird wie bei mir.

Welche Art euch mehr zusagt, müsst ihr selbst austesten.

Wenn ihr Fältchen wegschröpfen oder ihnen vorbeugen wollt, müsst ihr die Muskelgruppe drumherum bearbeiten, nicht die Falten selbst. Die Muskeln müssen gestärkt werden, damit sich die Haut insgesamt wieder strafft.

Am Anfang solltet ihr täglich nicht mehr als 2 – 3 Minuten im Gesicht schröpfen, benutzt dabei einen Spiegel, um eure Bewegungen zu kontrollieren. Wenn die Haut sich rötet, hört ihr auf. Später könnt ihr länger schröpfen, ihr bekommt auch ein Gefühl dafür, wann genug ist. Bis sich die ersten Ergebnisse zeigen, können aber schon mal 2, 3 Monate ins Land ziehen, Geduld ist angesagt.

Schröpfen am Körper

 

Schröpfen kann man aber nicht nur im Gesicht, gerade am Körper zeigen sich am deutlichsten die Erfolge: Die Haut wird durch die bessere Durchblutung straffer, Cellulite hat nicht mehr ein so leichtes Spiel, Narben werden verfeinert und Verspannungen gelöst. Hier könnt ihr etwas härter zur Sache gehen, es kann hier auch teilweise ganz schön ziepen, was aber von mal zu mal weniger wird. Gerade am Körper braucht ihr viel, viel Öl. Nehmt euch Partie für Partie vor, dann seid ihr nicht so eingeschmiert.

Wichtig: Generell immer zum Herzen hin massieren. Am Bauch könnt ihr auch kreisförmig massieren, das regt die Verdauung an. Die inneren Oberschenkel bitte wieder sehr vorsichtig massieren, die Haut ist hier sehr zart und neigt zu Blutergüssen. Dabei setzt ihr euch am besten auf den Wannenrand und zieht das Glas von hinten nach vorne (als hättet ihr dort Haare und würdet euch rasieren). Die äußeren Oberschenkel werden wieder nach oben hin zur Körpermitte massiert. Der Po ist natürlich heikel, wer kommt da schon richtig ran. Aber wenn ihr gelenkig genug seid: Die Pobacken immer nach innen hin massieren, die äußeren Seiten immer nach außen hin. Durch diese Richtung werden die Lymphbahnen nicht gestört. Die Brüste dürft ihr niemals schröpfen! Viel zu viel Drüsengewebe ist dort vorhanden, das Schröpfen kann dort im schlimmsten Fall zur Tumorbildung beitragen. Am Dekollete wieder sehr vorsichtig arbeiten, um die zarte Haut nicht zu stark zu beanspruchen.

Wenn ihr Cellulite bekämpfen wollt, braucht ihr sehr, sehr viel Geduld! Mindestens drei Monate täglich immer so um die 10 – 15 Minuten müsst ihr investieren, je nach Zustand der Haut.

Der Zeitaufwand wird sich aber lohnen, es bringt gute Ergebnisse.